Die Würde des Sterbenden ist unantastbar. Mit einer Facharbeit zu diesem Thema hat David Fitzpatrick seine Weiterbildung zum Fachpfleger für Schmerztherapie, Onkologie und Palliativmedizin abgeschlossen. Und diesen Satz lebt er in seiner Funktion als Leiter des Palliative-Care-Projektes im Caritas Seniorenzentrum Haus am See in Neunkirchen-Nahe.
Mit seinen 40 Jahren hat David Fitzpatrick bereits ein bewegtes Leben hinter sich: Geboren wurde er in Coventry, England, und trat dort nach der Schule in den Orden der Redemptoristen ein. Mit 23 Jahren kam er im Auftrag des Klosters nach Deutschland und arbeitete hier in erster Linie in der Seelsorge. 1994 fasste David Fitzpatrick den Entschluss, den Orden zu verlassen, um in Deutschland Krankenpflege zu lernen – was er dann an der Uniklinik in Homburg tat. Doch sein Weg war hier noch nicht zu Ende: „Zu pflegen war für mich schon immer die Auseinandersetzung nicht nur mit einer aktuellen Erkrankung, sondern mit den grundlegendsten Bedürfnissen des Menschen. Dabei zählen nicht nur die Probleme, die sich aus einer Erkrankung ergeben, sondern auch die psychologischen, emotionalen und spirituellen Bedürfnisse, die jeden Menschen so einzigartig machen. Als ich meinen Vater von seiner Krebsdiagnose bis hin zu seinem Tod begleiten durfte, habe ich die Bestätigung gefunden, dass dieser Art zu pflegen nicht nur den Bedürfnissen des Patienten gerecht wird, sondern auch meinem Bedürfnis als Pflegender, am Ende des Tages zu wissen, dass meine Arbeit wirklich Sinn macht.“ Es folgte die Fachweiterbildung für Schmerztherapie, Onkologie und Palliativmedizin – und Fitzpatricks Erkenntnis, dass hier seine berufliche Zukunft liegt.
„Als ich dann die Möglichkeit bekam, hier im Haus am See die Koordination und praktische Leitung des Palliative-Care-Projektes zu übernehmen, musste ich nicht lange überlegen. Trotz 16 Jahren Beschäftigung bei den Universitätskliniken habe ich spontan ‚Ja’ zu dieser Herausforderung gesagt“, erzählt der 41-Jährige. „Was mich am Projekt am meisten reizt, ist dass ich nicht nur am Schreibtisch eingesetzt werde, um das Projekt wissenschaftlich aufzubauen und zu begleiten, sondern auch direkt mit den Bewohnern eng in Kontakt stehe. Ich arbeite mit den Pflegenden in den Wohnbereichen und den betreuenden Ärzten eng zusammen, um zu gewährleisten, dass unsere Bewohner weitestgehend schmerzfrei sind und nicht durch andere Symptome gequält werden. Meine Tagesstruktur richtet sich ganz nach den Bedürfnissen der Bewohner und ihren Angehörigen.“
Das Caritas Seniorenzentrum Haus am See engagiert sich seit 2007 im Bereich Palliative Care und wird seit 2009 als Modellprojekt vom Ministerium für Arbeit, Familie, Prävention, Soziales und Sport gefördert. Ziel ist der Aufbau eines Palliativen Netzwerkes, in das Hausärzte und Fachärzte mit Weiterbildung in Schmerzmedizin/Palliativmedizin eingebunden sind. Die Kooperation mit der christlichen Hospizhilfe im Raum St. Wendel ist unterzeichnet und bewährt sich als wichtige unterstützende Hilfe in der Alltagsbegleitung. Mit den umliegenden Krankhäusern, den Palliativstationen, den ambulanten Pflegediensten und dem stationären Hospiz kooperiert das Haus ebenfalls. In diese Kommunikation ist auch der Pflegestützpunkt St. Wendel eingebunden.
„Unser Ziel ist es, ein erfülltes, menschenwürdiges Leben bis zum Schluss für unsere Bewohner zu ermöglichen“, sagt David Fitzpatrick. Wir sind nicht ein Haus des Trauers und des Sterbens, sondern ein Haus voller Leben. Wir bejahen das Leben in vollen Zügen und betrachten das Sterben als ein unumgängliches Teil dieses Lebens.“
Info
Der Begriff Palliativ Care („palliative Versorgung“) steht für eine umfassende Versorgung, die sowohl die körperlichen und psychischen als auch die sozialen und religiösen Bedürfnisse von Menschen, die an einer unheilbaren Erkrankung leiden, berücksichtigt. Im Mittelpunkt steht die Linderung von Schmerzen und die symptom-orientierte Pflege auf der Grundlage palliativer Pflegestandards. Daneben spielt auch die psychosoziale und spirituelle Begleitung Schwerstkranker eine wesentliche Rolle. „Es geht darum, den Menschen in seiner Vielfalt und Einzigartigkeit zu begreifen“, sagt Steffi Gebel, Leiterin im Haus am See. Die Leitlinie heißt deshalb „den Willen und die Bedürfnisse der unheilbar erkrankten BewohnerInnen radikal in den Mittelpunkt“ zu stellen. Um diese herausfordernde Pflege und Betreuung zu gewährleisten, wurden in den vergangenen Jahren Pflegefach- und Hilfskräfte im Basiswissen Palliative Care, Demenz und Biographiearbeit geschult. Vier Pflegefachkräfte verfügen über eine qualifizierte Weiterbildung (160 Stunden) in Palliative Care und 4 Pflegefachkräfte über eine gerontopsychiatrische Weiterbildung.
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