Gefühlvolle Musik läuft in der vollbesetzten Kapelle des Caritas SeniorenZentrums Haus am See. Das Gesicht eines Säuglings erkennt man nach wenigen Sekunden auf einer Großbildleinwand. Auf einer weißen, beleuchteten Tischfläche, die von einer Kamera gefilmt und gleichzeitig für die Zuschauer auf die Leinwand projiziert wird, rieselt Natalya Netselya einige Handvoll gelbgoldenen Sand aus. Sie wischt mit den Händen und fährt mit viel Fingerspitzengefühl in fließenden Bewegungen durch die Millionen Körnchen aus Namibia. Nur wenige Handstriche braucht es, bis sich der Säugling zu einem Kleinkind verändert. Die 33-Jährige Sandartistin erzählt die Geschichte des Lebens, die Reise vom Säugling bis zum Altwerden. Einzigartig, mit feinem Sand gemalt.
Mit ihrer beeindruckenden Kunst hat es Natalia Netselya bis ins Finale von "Das Supertalent" bei RTL geschafft. „Seit 2006 versuche ich mich in der SandArt-Technik. In dieser Zeit habe ich gemerkt, dass das Zeichnen mit Sand immer wieder von Neuem eine Entdeckung ist, immer wieder ein Schritt ins Ungewisse, weil Sand nicht einfach ein Instrument ist, ein Werkzeug, Sand ist kreativ, Sand lebt sein eigenes Leben und diktiert seine Regeln. Er mag keine Eile und er hasst die Hast, er mag aber auch nicht, wenn man auf der Stelle stehenbleibt“, so Natalya Netselya, die in der Akademie der Künste in Minsk studiert und ein Architektendiplom hat. Und nun fasziniert sie die Senioren im Haus am See. Natalya Netselya lebt mittlerweile in St. Wendel, arbeitet an verschiedenen Kunstprojekten und tritt in verschiedenen Theater- und Varietéproduktionen in ganz Europa auf. Durch einen privaten Kontakt, durch Mitarbeiterin Jennifer Recktenwald, entstand die Idee, diese einzigartige Show mit einer ganz persönlichen Geschichte den Senioren im Haus am See zu präsentieren. „Wir sind so stolz, Natalia Netselya, die bekannte Sandartistin in unserem Haus zu haben“, schwärmt Hausleiterin Steffi Gebel mit strahlenden Augen. „München, Berlin, Haus am See in Neunkirchen/Nahe“, lacht sie augenzwinkernd.
„Mir macht es Spaß, Menschen mit Sand zu faszinieren“, erzählt sagt die in Jekaterinburg geborene und in der weißrussischen Hauptstadt Minsk aufgewachsene Künstlerin. „Mein besonderes Interesse gilt den Menschen, den Geschichten ihres Lebens, den Wegen des Lebens, die ihre Spuren in den Gesichtszügen hinterlassen haben, im Ausdruck ihrer Augen, in jeder Bewegung ihres Körpers. Ich habe mich bei einem Rundgang durch Haus am See inspirieren lassen und für mich stand fest, ich zeige den Lebensweg auf, so - wie sich der Mensch verändert“, erzählt sagt die in Jekaterinburg geborene und in der weißrussischen Hauptstadt Minsk aufgewachsene Künstlerin.
Schnell beginnt eine neue Szene, die Bilder entwickeln sich weiter. Die SandArt-Künstlerin wischt mit den Händen darüber und schafft so Platz für neue Gesichter, Linien, Figuren und Handlungen. Dabei lächelt sie und zieht das Publikum in ihren Bann. Zum Schluss erkennt man einen alten Menschen mit Stock, ein Herz, Hände und in Schreibschrift geschrieben „Haus am See“. Das Publikum ist beeindruckt. „Die Künstlerin hat in einer ganz kurzen Zeit erzählt, wofür wir ein Leben lang brauchen. Und hat das aufgezeigt, was wichtig ist im Leben. Die Liebe. Das war etwas ganz Besonderes“, versucht Steffi Gebel nach einigen Minuten die Zuschauer aus ihren Träumen zu reißen. Tobender Applaus folgt. „Ich bin sprachlos“, sagt Gertrud Riemenschneider, Mieterin aus dem Betreuten Wohnen, ganz angetan. Für die Senioren gibt es im Anschluss eine weitere Überraschung. Wer Interesse hat, kann Natalya Netselya über die Schulter schauen und eigene Sandbilder kreieren. Das lassen sich einige Gäste nicht zweimal sagen. Fragen auf Fragen muss Natalia Netselya beantworten. „Das war Spitze“, jubeln die Senioren am Ende ihrer Show im Chor und verlassen mit strahlenden Augen die Kapelle.
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